Albanien, ein weitgehendes unbekanntes Land welches mit vielen Vorurteilen aus dem Westen zu kämpfen hat. So hört man hierzulande immer wieder Bemerkungen über Rauschgifthandel, Kriminalität, schlechte Strassen, rabiate Autofahrer, mangelhafte Müllabfuhr, und noch vieles mehr. Doch über die wunderschönen Landschaften und die einzigartige Gastfreundschaft der Albaner spricht niemand.
Fünf wagemutige Radler wollten es genau wissen. Sie wagten sich auf eine Velotour ins Land des «Doppeladlers». Gespannt auf die Dinge, die da kommen werden, fieberten sie der Reise entgegen. Apropos Adler, im ganzen Land haben wir keinen einzigen Adler zu Gesicht bekommen. Aber auch Bären und Wölfen, welche in den abgelegenen Gebieten noch zahlreich vorkommen sind wir gottseidank nie begegnet Und giftige Schlangen haben wir nur im flachgedrückten Zustand gesichtet. Auch betrogen oder übers Ohr gehauen wurden wir nie oder wir haben es zumindest nicht bemerkt.
Ja, ja, die Strassen waren allerdings nicht immer im besten Zustand und so war über weite Strecken Geschicklichkeitsfahren angesagt, um den vielen Schlaglöchern auszuweichen. Aber das haben wir ja zum Voraus schon gewusst und sind daher mit unseren Bikes oder Tourenvelos angereist. Ab und zu fehlten auch die Dolendeckel mitten in der Strasse, weil sie wegen Eisenmangel zweckentfremdet wurden. Dagegen hatten wir manchmal ausserhalb der Städte den Eindruck, dass die Strassen ausdrücklich für uns reserviert waren. Von der Mafia haben wir nicht viel mitgekommen, obwohl wir ganz nahe an der ehemaligen bekannten Mafiahochburg Lazarat vorbei geradelt sind. Rabiate Autofahrer gibt es zwar, aber gegenüber uns ausländischen Radlern haben sie sich immer respektvoll verhalten. Während der zwei Wochen Aufenthalt haben wir keinen einzigen Unfall gesehen. Begeistert waren wir von den unberührten, abwechslungsreichen Landschaften. Die tiefblauen Flussläufe und die weitgehend menschenleere, herrliche Bergwelt machten das Radeln zum Genuss. Immer wieder wurden wir von der Gastfreundschaft, welche uns trotz grosser Armut von der einheimischen Bevölkerung entgegengebracht wurde, überrascht. In unseren Unterkünften gab es kaum etwas zu bemängeln. Sie waren stets sauber und ordentlich und selbst das Kulinarische entsprach meist unseren westeuropäischen Vorstellungen. Und dies alles in einem Preisniveau welches hierzulande kaum vorstellbar ist. So kostete eine Übernachtung mit Frühstück im Schnitt ca. 11- 20 Euro pro Person und beim Nachtessen gab es meist noch einen Raki gratis obendrauf.
Die 5 Albanos
Hier geht es zu den Tagesberichten (für alle Interessierten)
Mittwoch: 22.05.2019:
Flug zur griechischen Insel Korfu. Erste Probleme bereits bei der Ankunft!
Wie schon im Vorjahr bringt uns Tanja mit dem Bus pünktlich zum Flughafen. Nach dem rund zweistündigen Flug nach der griechischen Stadt Korfu, gilt es vorerst einmal ein Taxi zu finden, welches uns mit den übergrossen Veloverpackungen ins nahegelegene Hotel Acadion bringt. Gar nicht so leicht, offenbar gibt es in Korfu keine grösseren Taxis, welche bereit sind uns in einer «Fuhre» mit den Verpackungen zu transportieren. Also fährt die Sabine, eine Deutsche die schon 27 Jahre in Griechenland lebt in zwei Fuhren für 2 x 30 Euro mit uns ins Hotel. Endlich angekommen gibt es ein neues Problem. Das Hotel akzeptiert weder Fahrräder noch Verpackungen im Haus. Dies wurde mir zwar vorgängig mitgeteilt, doch ich habe es nicht geglaubt. Wegen des hohen Grundwasserspiegels gibt es in Korfu Stadt offenbar weder Tiefgaragen noch tiefe Keller. Die flotte Sabine hilft uns aus der Patsche und nimmt die Verpackungen für zwei Wochen zu sich nach Hause. Die Velos müssen über Nacht halt leider draussen bleiben. Nun ist Velo auspacken angesagt und ab in den Ausgang. Korfu, eine klassische Touristenstadt welche man aus meiner Sicht in ein bis zwei Tagen gesehen hat.
Donnerstag: 23.05.2019: Korfu Stadt - Fähre - Saranda - Delvine - Girokastra: 65 km / 1120 Hm
Los geht`s! Die griechische Bürokratie lässt grüssen
Um die Fähre nach Saranda (Albanien) um 9 Uhr nicht zu verpassen fahren wir bereits gegen 8:15 Uhr los. Doch mit der griechischen Bürokratie am Hafen haben wir nicht gerechnet. Nachdem wir uns mit unseren Rädern in über einer Stunde durch die engen Gänge des Zollgebäudes durchgeschlängelt haben, ist die Hauptfähre längst weg. Eine zweite Fähre bringt uns dann in knapp zwei Stunden nach Saranda, (5 Mann Personal, 7 Passagiere, 1 Auto, 5 Fahrräder). Der gelangweilte Barkeeper auf dem Schiff hat auf der ganzen Strecke 5 «Wässerli» verkauft. Saranda ist der eigentliche Ausgangspunkt unserer Albanientour. Das Wetter soll für 3 Tage schön bleiben, aber dann ist in den Bergen Regen angesagt. Darum verzichten wir vorläufig auf die geplante Einlauftour rund um die Lagune von Butrint mit den Römersiedlungen und starten gleich in die Berge nach Girokastra. Nach ca. 5 Km. turbulentem Stadtverkehr wird es ausserhalb Saranda markant ruhiger. Um die Hauptstrasse wegen des Verkehrs zu meiden nehmen wir die Strasse über Delvine. Diese ist zwar etwas länger, soll aber weniger Verkehr haben. Nach Delvine fragen wir uns jedoch ob wir auf dem richtigen Weg sind. Die Schotterpiste über ca. 14 Km. fordert uns gewaltig. Dabei ist gleich noch ein Pass von 560 M. Höhe zu überwinden. Geschicklichkeitsfahren ist angesagt. Dafür ist über weite Strecken kein Auto zu sehen. Natur pur. Bei leichtem Gegenwind und angenehmen Temperaturen erreichen wir schlussendlich auf der gut ausgebauten Hauptstrasse Girokastra, die Stadt der Steine, welche sich zum Weltkulturerbe zählen darf. Die spezielle Stadt gibt sich ihrem Namen alle Ehre, denn die ganze Altstadt ist eine Baustelle. Sicher eine interessante Stadt, wenn die Bauerei mal vorbei ist. Das Wetter war den ganzen Tag über leicht bewölkt bei circa 23 Grad. Meist leichter Rücken- oder Seitenwind.
Freitag: 24.05.2019: Girokastra - Kelcyre - Permet - Garsove - Leskovik: 105 km / 1450 Hm
Dem Flusstal Viose entlang. Ein harter Tag, aber Natur pur
Bei leichtem Gegenwind führt die Strecke vorerst ca. 30 Km. über die gut ausgebaute Hauptstrasse abwärts dem Fluss Drino entlang. Auf das kleine Städtchen Tepelene verzichten wir und nehmen gleich den moderaten Anstieg dem Fluss Vjose entlang in Angriff. Im Touristendorf Permet, der einzigen grösseren Ortschaft auf der Strecke stärken wir uns für den Rest der Tour mit einem Teller Spagetti. Die Gegend ist weitgehend unverbaut und landschaftlich einzigartig schön. Kurz vor der griechischen Grenze beginnt der Aufstieg zum kleinen albanischen Bergdorf Leskovik auf ca. 900 M.ü.M. Ob es dort auch eine Uebernachtungsmöglichkeit gibt? Wir wählen die alte Strasse hinauf zum Dorf. Kaum ein Auto bekommen wir zu sehen, dafür benötigen wir unsere ganze Konzentration, um den Schlaglöchern auszuweichen. Problemlos erreichen wir alle den Ort bevor ein kurzes Gewitter niederprasselt. Sogar zwei nebeneinander angebaute Hotels finden wir vor. Die Susanne entscheidet den Kampf um uns Gäste für sich. Und das nicht nur weil sie noch mehr Zähne als die Konkurrenz vorzuweisen hat. Beim abendlichen Spaziergang durch den Ort treibt uns die Neugier in eine Mosche. Anständig wie es sich gehört betreten wir ohne Schuhe den Raum und werden gleich vom Imam persönlich mit Handschlag begrüsst. Er beschenkt und mit Süssigkeiten und stellt uns auch gleich noch seine muslimischen Gäste aus Saudi-Arabien vor. Der Versuch, uns zum Islam zu bekehren scheitert jedoch kläglich und das obwohl der Imam 5 Minuten lang vergeblich nach einem Koranbuch in deutscher Sprache gesucht hat. Der merkwürdige Geruch der vielen Teppiche, Matten und Kissen im Raum lässt uns auch nach einer Stunde noch nicht los. Den ganzen Tag war es leicht bewölkt bei angenehmen Temperaturen (ca. 22 Grad) und wir konnten meist vom Rückenwind profitieren.
Samstag: 25.05.2019: Leskovic - Erseke - Mollas - Mollai - Korca: 86 km / 1380 Hm
Den ganzen Tag rauf und runter in herrlicher Bergwelt
Nach einem ausgiebigen Frühstück und dem alltäglichen Wasser tanken (Lebensmittelläden gibt in allen Ortschaften zur Genüge) geht`s heute in die mittelgrosse Stadt Korca. Die Stadt liegt auf 870 M.ü.M. und wird auch wegen der vielen Baumalleen das Paris des Balkans genannt. Zudem soll hier auch kürzlich eine der ersten Kehrichtverbrennungsanlagen Albaniens gebaut worden sein. Bei einer einigermassen intakten Strasse geht`s ständig auf und ab auf einer Hochebene von ca. 1000 Meter über Meer. Die Gegend ist fast menschenleer. Wer jung ist, den zieht es in die Stadt. Hoffentlich gibt es keine Panne in dieser Gegend. Fahrradgeschäfte sind hierzulande eine Rarität. Nur ganz selten kommen uns ausserhalb der wenigen Ortschaften Fahrzeuge entgegen. In Erseke, der höchsten Stadt Albaniens auf 900 M. ü. M. gibt’s einen Zwischenhalt zur Stärkung. Wegen Verständigungsproblemen werden wir gleich in die Küche beordert, um unser Menu vor Ort zu bestimmen. Es gibt Hühnersuppe, Reis und Gulasch. Bei der schnurgeraden Abfahrt auf der neu erstellten Strasse nach Korca erreichen wir Geschwindigkeiten von über 70 Km/h (da esch ä Lääbä!). Wegen dem Wochenende dauert die Zimmersuche heute etwas länger. Auf dem Vorplatz der Orthodoxen Kirche geht die Post ab. Bei ohrenbetäubender Musik findet ein Treffen der Motorradfahrer statt. Auch heute konnten wir bei angenehmen Temperaturen vom Rückenwind profitieren.
Sonntag: 26.05.2019: Korca - Prespa See - Mazedonien - Ohrid See - Pogradec: 93 km / 1360 Hm
Eine Zusatzrunde über Mazedonien
Anstatt die geplante Strecke direkt nach dem 40 Km. entfernten Pogradec zu fahren, entschliessen wir uns für den Umweg zum Prespasee und über den Leskoec Pass in Nord Mazedonien, um nach Pogradec am Ohrid See zu gelangen. Bevor wir den Prespasee erreichen ist noch der Prespa Pass (1140) zu bewältigen von wo wir eine prächtige Aussicht über die Obstkammer der Region haben. Auf dem Weg rettet Sepp noch ein Schildkröte vor den Gefahren der Strasse. Auf der gut ausgebauten Strasse zum See kommen uns viel Oldtimer entgegen. Der See, ein Paradis für Frösche, Kröten und Enten. Auch Pelikane solls hier geben. Der See hat keinen Abfluss. Das Wasser versickert und fliesst unterirdisch in den etwas tiefer gelegenen Ohrid See. Ohne Probleme passieren wir den mazedonischen Zoll und bald beginnt die sehr regelmässige Steigung (5%) auf der asphaltierten, schmalen Strasse zum 1588 Meter hohen Pass. Kein einziges Gebäude ist auf der 14 Km. langen Steigung zu sehen. Oben wird es markant kühler und es sind auch einige Tropfen spürbar. Die Abfahrt zum Ohrid See über 800 Hm. lässt uns den langen Aufstieg gleich vergessen. Wieder in Albanien angelangt geht’s noch ca. 10 Km. dem See entlang zu unserem Tagesziel Pogradec. Eine langweilige Touristenstadt mit vielen Hotels aber noch ohne Touristen.
Montag: 27.05.2019: Pogradec - Lin - Perrenjas Pass - Librazhd - Elbasan: 84 km / 640 Hm
Der Regen lässt uns erst am Mittag losfahren
Einmal musste er ja kommen, der Regen. Kühl und regnerisch zeigt sich das Wetter am Vormittag. Was nun? Ruhetag in diesem «Kaff»? Wir beschliessen abzuwarten und siehe da, ab Mittag zeigt sich wieder die Sonne und auch heute ist uns der Wind freundlich gesinnt. Vorerst geht`s ca. 15 Km. dem Ohridsee entlang. Die einzige längere Steigung über 200 Hm. ab Lin bezwingen wir locker. In Perrenjas kehren wir in einem einheimischen Lokal ein. Die Auswahl ist klein und die Suppe lässt uns vorerst ein par mal leer schlucken. Doch wir haben`s überlebt. Weiter geht`s mit leichtem Rückenwind mit Ausnahme einiger Gegensteigungen abwärts dem Shkumbin Fluss entlang. Es läuft so gut, dass wir unser Tagesziel Libarzdh hinter uns lassen und bis Elbasan fahren. Elbasan eine mittelgrosse Industriestadt aus der kommunistischen Herrschaft mit vielen Bauruinen. Der Eingang unseres Hotels Imperial gleicht eher einer Kathedrale als einem Hotel, so dass wir uns überlegen ob wir schon beim Eingang die Veloschuhe ausziehen sollen. Allerdings stellt sich beim genaueren Hinsehen der Prunk als Imitation heraus. Doch das Preis-Leistungsverhältnis stimmt alleweil. Auch hier kostet die Übernachtung im 2er Zimmer mit FS nur rund 17- .pro Person. Bei der täglichen Bierrunde lassen sich Roli, Sepp und ich beim Barbier gegenüber noch gleich die Haare schneiden. Kosten: 100 Leks (Sfr. 0.92) Unser grosszügiges Trinkgeld lässt den Coiffeur erstrahlen.
Dienstag: 28.05.2019: Elbasan - Cerrik - Mollasi - Kucove - Berat: 68 km / 360 Hm
Durch ehemalige Ölfördergebiete und die Kornkammern Albaniens
Heute geht es durch eines der fruchtbarsten Gebiete Albaniens. Trotzdem sind die Leute mausarm und leiden noch immer unter der kommunistischen Herrschaft von Enver Hoxha. Hier wird noch „geschöchelt“, wenn Regen droht und das Heu wird vielfach von Hand aufgeladen und mit Pferd, Maultier oder Esel heimgebracht. Traktoren sind hier Mangelware. Mehr als 8 Kühe sieht man selten beieinander. Dafür trifft man überall auf Schaf- oder Ziegenherden. Verrostete Oelbohrtürme aus der kommunistischen Herrschaft stehen auch noch in der Landschaft. Beim Zwischenhalt in einem einheimischen Lokal zeigen sich die Schüler von nahegelegenen Schulhaus welche gerade Schulschluss haben sehr scheu, sind aber sehr aufgestellt und trotzdem neugierig. Auch heute fahren wir mit Ausnahme der letzten 8 Km. vor Berat wieder mehrheitlich auf wenig befahrenen Nebenstrassen mit vielen Schlaglöchern. Das Wetter war den ganzen Tag über wolkig und windig aus allen Richtungen bei angenehmen 21 Grad..
Mittwoch: 29.05.2019: Ruhetag
in Berat, der Stadt der 1000 Fenster
Endlich ein Ruhetag. Wir verbringen die Zeit in der Stadt der 1000 Fenster mit Essen, Trinken und Flanieren. Zudem machen wir noch einen halbstündigen Marsch auf die Kala, eine Burganlage auf einer Anhöhe mit insgesamt 11 orthodoxen Kirchen, resp. Kirchruinen. Von hier aus geniessen wir eine grandiose Aussicht über die ganze Region. Auch hier, wie auch überall in Albanien sind Puppen vor den Hausfenstern aufgehängt. Sie sollen das «Böse» von den Gebäuden abhalten Ich selbst kann`s auch heute nicht lassen und mache eine gemütliche «Blüemlitour» ohne Gepäck dem Osum Fluss entlang bis hinauf nach Polican, der ehemaligen Waffenschmiede Albaniens. Berat, eine der schönsten Städte Albaniens gehört nebst Gjirokastra und Butrint ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe. Das Wetter ist den ganzen Tag über sonnig und angenehm warm.
Donnerstag: 30.05.2019 Auffahrt: Berat Ura Vajguorre - Roskovek - Fier - Flore - Orikum 105 km / 560 Hm
Es geht wieder zurück an die Küste
Heute geht es wieder zurück an die Küste wo wir etwas wärmere Temperaturen erwarten dürfen. Der Weg führt durch eine fruchtbare Tiefebene. Trotzdem gibt es noch einige giftige Steigungen zu bewältigen. Auch der Verkehr rings um die Stadt Fier nimmt markant zu. Erst circa. 6 Km. nach der Stadt wo die Autobahn beginnt, wird es wieder ruhiger und wir haben die alte Strasse wieder fast für uns allein. Aber auch die Schlaglöcher sind wieder da. Unser geplantes Tagesziel Vlore mit den langen Palmenalleen und dem feudalen Radweg erscheint uns etwas zu pompös. So fahren wir noch einige Kilometer weiter der Küste entlang wo sich Hotel an Hotel reiht bis nach Orikum. Pompöses ist hier kaum noch zu sehen. Nach langen suchen finden wir aber trotzdem ein schönes Hotel direkt am Strand welches heute den ersten Tag in diesem Jahr geöffnet hat. Zum Bädele ist es uns leider zu kühl. Das Wetter war heute wolkig und nicht allzu heiss, mittags einige Regentropfen, kaum Wind.
Freitag: 31.05.2019: Orikum - Llogarse Pass (1027) Dhermi - Himara 58 km / 1570 Hm
Über den Llogarase Pass. Korfu ist wieder in Sicht
Heute ist nochmals Höchstleistung gefragt. Die Etappe ist zwar kurz, aber deftig. Nach einer kurzen Einlaufstrecke beginnt die Steigung zum 1027 Meter hohen Llogarase Pass. Vorerst sehr moderat, dann reiht sich Rampe an Rampe bis zu 17%.
Ein Glück, dass es heute nicht allzu heiss ist. Trotzdem versucht es Sepp «oben ohne». Auf der Passhöhe öffnet sich eine prächtige Aussicht auf die albanische Riviera, einem der schönsten Küstenstreifen Südeuropas. Auch die ca. 100 Km. entfernte Insel Korfu können wir bereits wieder erblicken. Bei 13 Grad auf der Passhöhe können wir jedoch nicht lange verweilen und nehmen gleich die grandiose Abfahrt in Angriff. Bis zum Ziel Himara gibt es jedoch noch einige giftige Gegensteigungen zu bewältigen. An den Verkaufsständen entlang der Strasse gibt es hauptsächlich Honig, Tee und Früchte zu kaufen. Der Platten an Waltis Vorderrad ist der einzige der ganzen Tour und ist schnell behoben. Das Wetter war auch heute wolkig bei eher kühlen Temperaturen.
Samstag: 01.06.2019: 2. Ruhetag Himara - Brosh - retour 37 km / 530 Hm
Bädele und ein kleiner Abstecher nach Brosh
Heute ist wieder Ruhetag angesagt. Ein idealer Tag zum Bädele. Unser Hotel Veizi liegt direkt am Meer. Das Frühstück geniessen wir draussen beim Meeresrauschen.
Das Wasser ist zwar kühl, aber doch erträglich für einige Minuten. Roli, Willi und ich machen am Vormittag einen kleinen Veloausflug nach Brosh, einem Touristenort am jonischen Meer. Unterwegs haben wir Ausblick auf die ehemaligen Festungsanlagen von Porto Palermo und zum Eingangstor des unterirdischen U-Boot-Hafens aus vergangenen Zeiten. Hier in dieser Gegend werden hauptsächlich Oliven angebaut. Wir geniessen das Bier am Strandhotel mit dem längsten Kieselstrand Südalbaniens. Hier könnte man noch länger verweilen. Walti und Sepp verbringen den Tag in Himara und leisten sich ein feines Zmittag. (ein Kilo Fisch, und vermutlich auch mit etwas Flüssiges dazu). Das Wetter war den ganzen Tag über sonnig und angenehm warm. (ca. 24 Grad)
Sonntag: 02.06.2019: Himara - Brosh - Lukove - Saranda - Ksamil 65 km / 1153 Hm
Zurück zum Start
Heute soll`s gem. Plan wieder zu unserem Ausgangsort Saranda zurück gehen. Doch weil wir die Stadt schon kennen und nicht in schönster Erinnerung haben, beschliessen wir, sofern Petrus will, noch einige Kilometer weiter bis nach Ksamil zu fahren. Ksamil, ein bekannter Ferienort direkt am Meer. Gemütlich wird es aber auch heute nicht. Zwei längere Aufstiege sowie einige giftige Steigungen sind noch zu bewältigen Doch der Traumhafte Blick auf das Meer und die vorgelagerten Inseln entschädigt den Krampf bei Weitem. Auch die Aloe Vera-Heilpflanzen wachsen hier in grossen Mengen. Trotz Empfehlung einer alten Verkäuferin kann das geschenkte Pflanzenblatt das gesundheitliche Problem von Walti auch nicht lindern. In Saranda erwartet uns wie befürchtet ein gewaltiges Verkehrschaos. Die Einheimischen Leute scheinen sich jedoch damit abgefunden zu haben. Ausserhalb der Stadt in Richtung Ksamil reiht sich Hotel an Hotel. Gleich Anfangs Ksamil finden wir ein geeignetes Hotel direkt am Strand. Doch mit Bädele sieht es für den morgigen Ruhetag nicht so gut aus. Kaum angekommen beginnt es auch schon an zu tropfen. Gegen Abend hellt es nochmals auf. Zum Nachtessen schlendern wir einem verlotterten Fussweg an der Küste entlang ins schöne Dorf Ksamil. Der verwahrloste Weg mit den vielem zerfallenen Laternen und die vielen Betonskelette in der Umgebung sind Erinnerungen an die 90 iger Jahre wo nach der Auflösung des kommunistischen Regimes viele Bauten ohne Bewilligung erstellt wurden. Viele Gebäude wurden dann von der neuen Regierung mit einem Baustopps belegt. Nun zerfallen sie friedlich dahin. Mit Ausnahme einiger Tropfen am Mittag blieb das Wetter den ganzen Tag trocken bei ca. 20 Grad.
Montag: 03.06.2019: den ganzen Tag auf dem Schiff
Wir machen einen Ausflug per Bus nach Saranda
Trotz dem gestrigen prachtvollen Abendrot ist heute nicht ans Radeln zu denken, geschweige denn zum Bädele im Meer. Bereits schon während dem Frühstück beginnt es zu regnen. Also ab in den Bus und ins 14 Kilometer entfernte Saranda. Allein zu beobachten wie sich der Chauffeur zwischen parkierten Autos und Bussen und sonstigen Fuhrwerken in den engen Gassen der Stadt durchschlängelt ist ein Erlebnis. Wegen des riesigen Chaos ziehen wir es vor, den letzten Abschnitt ins Zentrum zu Fuss zurückzulegen. Saranda, eine aufstrebende Touristenstadt Südalbaniens versinkt im Verkehrschaos und kann uns nicht besonders entzücken. Vielleicht liegt`s am Wetter. Hochbetrieb hat jedoch der Schirmverkäufer, welcher gleich 4 Regenschirme zum Preis von je Sfr. 4.60/Stk. an uns los wird. Ansonsten schlendern wir eher gelangweilt durch die Gassen der Stadt und hoffen, dass es bald Abend wird.
Dienstag: 04.06.2019: Ksamil - Butrint - Seilfähre - Xarre - Cuke - Saranda - Fähre - Korfu 39 km / 345 Hm
Die Startrunde wird zur Auslaufrunde
Der Blick nach draussen lässt nichts Gutes erahnen. Doch während des Frühstücks hellt es auf. Alle sind bereit die ursprüngliche Startrunde nachzuholen. Und siehe da, wir erleben nochmals einen prächtigen Tag in schönster Landschaft mit einem prächtigen Ausblick auf die Lagune von Butrint. Eine Seilfähre bringt uns über den ca. 100 Meter breiten Fluss. In Saranda verscherbeln wir noch die letzten überzähligen Leks. Zuvor kann ich auf der Hauptpost noch ein Paket mit meinen in Leskovik liegen gelassenen Sachen abholen. Böse Zungen behaupten zwar, dies sei absichtlich geschehen, um auf der Tour Gewicht einzusparen. Diesmal fahren wir mit dem viel schnelleren Tragflügelboot in gut einer halben Stunde nach Korfu. Das Verladen der Räder ins Schiff ist reine Chefsache. Beim griechischen Zoll geht diesmal alles problemlos über die Bühne. Circa. um 18:30 Uhr erreichen wir wieder unser Hotel in der griechischen Stadt Korfu. Und siehe da, der flotte Herr an der Reception erlaubt uns diesmal sogar die Räder über Nacht in den Hotelvorraum zu stellen.
Mittwoch: 05.06.2019: Rückreise
Räder verpacken und zurück in die Schweiz
Um 8 Uhr bringt uns die nun nicht mehr so ganz flotte Sabine die Veloverpackungen. Offenbar haben wir sie am Telefon mit unseren Extrawünschen etwas allzu sehr gestresst und verärgert. Nach einer Entschuldigung und einer «Kniebeuge» unserseits ist sie nun trotzdem bereit uns zum Flughafen zu bringen. Nun heisst es Velos verpacken und nochmals die Gassen Korfus auf und ab schlendern. Willi, Sepp und ich machen noch einen Marsch auf das alte Fort von wo aus wir einen herrlichen Ausblick auf die ganze Stadt haben. Souvenirs sind gefragt! Roli versorgt sich noch mit seinem inzwischen lieb gewordenen Tee Mali. Pünktlich um 14 Uhr werden wir von der inzwischen wieder friedlichen Sabine zum Flughafen transferiert. Und nochmals lässt die griechische Bürokratie grüssen. Nachdem mehrere zuständige, oder eben nicht zuständige Personen unsere Veloverpackungen beaugapfelt haben, zeigt sich nach knapp einer Stunde doch noch der richtige Mann, welcher sich verantwortlich fühlt, unsere Räder ins Flugzeug zu verladen. Wegen der langen Wartezeit am Flughafen Zürich haben wir die Gelegenheit die Schweiz noch über eine halbe Stunde lang von oben zu betrachten. Mit vielen positiven Eindrücken aus Albanien im Gepäck bringt uns Tanja mit Ihrem Bus wieder sicher nach Hause.
Teilnehmer: Bruno Rütimann, Willy Baumann, Sepp Baumann, Walter Villiger, Roland Sigrist