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Samstag, 09 Juli 2016 20:00

Veloreise: Oslo - Sins Empfehlung

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Sieben begeisterte Rennvelofahrer hatten sich für diesen Sommer etwas Besonderes vorgenommen. Sie bewältigten zwischen dem 9. und 22. Juli 2016 in 13 Etappen die 2`200 Kilometer lange Strecke von Oslo nach Sins.

Die Veloreise 2016 starteten wir in diesem Jahr beim Schulhaus Letten, von wo aus wir mit einem feudalen Taxi an den Flughafen Zürich chauffiert wurden. Pünktlich um 21.30 Uhr am Freitag, 8. Juli 2016, startete unser Flug nach Oslo, genauer gesagt, nach Gardermoen.
Der Flughafen liegt 50 km nördlich der norwegischen Hauptstadt Oslo in der Provinz Akershus.

Nach dem gut zweistündigen Flug war es bei der Landung schon beinahe dunkel. Unsere Rennvelos hatten den Flug ziemlich gut überstanden, nur eines blieb für längere Zeit vermisst, da es aus unerklärlichen Gründen an einem anderen Ort am Flughafen ausgeladen worden ist. Während der Wartezeit konnten wir die vorhandenen Velos wieder zusammenbauen, und gleichzeitig versuchten wir Kontakt mit unserem Begleitfahrzeugfahrer und seinem Begleiter aufzunehmen. Dass unsere beiden Kollegen bereits seit einiger Zeit in der Ankunftshalle warteten, wussten wir nicht, denn das Telefon funktionierte noch nicht optimal.

Unser Begleitfahrzeug mit Fahrer Hans, startete die Reise in den Norden bereits am Mittwoch, 6. Juli 2016. Unsere Reise führte ihn durch ganz Deutschland bis nach Kiel, und von dort weiter mit der Fähre bis nach Oslo. Er machte mit unserem Gepäck mit über 3‘933 km die meisten Kilometer auf unserer Reise.

Zirka gegen 01.00 Uhr in der Früh, hatten wir alle Fahrräder am Flughafen Gardermoen gefunden, und auch soweit zusammengebaut, dass wir uns ins Hotel begeben konnten. Zwischenzeitlich war es bald ganz dunkel, und unsere Radtour konnte beginnen.

Die erste Etappe führte uns vom Flughafen ins ca. 8 km entfernte Hotel. Das Ziel erreichten wir alle, auch wenn die Beleuchtung an unseren Rädern nicht wirklich optimal war. So gegen 02.00 Uhr in der Früh, waren wir dann alle auf unseren Zimmern, und nun war es Zeit zum Lichterlöschen.

1. Etappe – Samstag, 9. Juli 2016

Nach einem herrlichen und reichhaltigen Morgenessen starteten wir bei trockenen Verhältnissen zu unserer ersten Etappe. Der erste Tag führte uns vom Flughafen Gardermoen über Jessheim, Kløfta, Lillestrøm, Oslo, Grenda, Knapstad und Folkstad nach Fredrikstad.

Oslo ist mit Abstand die grösste Stadt Norwegens mit ca. 660‘000 Einwohnern. Im städtischen Ballungsraum leben ungefähr 1.9 Mio. Menschen, also mehr als 1/3 der Bevölkerung Norwegens. Oslo gilt als eine der teuersten Städte der Welt. Die Stadt liegt in innerer Fjordlage und ist von Wäldern und Fjorden umgeben.

Nach einer gemütlichen Einrolletappe über 159 km und 1‘150 Hm erreichten wir um 16.30 Uhr unser erstes Etappenziel Fredrikstad.

Fredrikstad ist die grösste Stadt in der Provinz Fylke und befindet sich im äussersten Südosten Norwegens, unweit der Grenze zu Schweden, an der Mündung der Glomma, des längsten und breitesten Flusses Norwegens. Die ursprüngliche Kleinstadt erlebte erst Ende des 19. Jahrhunderts durch die Holz- und Ziegenindustrie einen wirtschaftlichen Aufschwung. Wichtig war der Holzexport des auf der Glomma geflössten Holzes. Zeitweilig wurden in den Wintermonaten auch grössere Mengen von Eis verschifft, in die Brauereien nach Deutschland.

Unser Start war geglückt, wir fuhren eine schnelle Etappe, trotz den ganztags ungünstigen Windverhältnissen und den Regentropfen. Alles lief wie geplant, und das Mittagessen war einfach top.

2. Etappe – Sonntag, 10. Juli 2016

Von Norwegen ging es nun bereits nach Schweden. Der erste Teil unserer Tagesetappe führte uns durch die Provinz Østfold. Bei schönem Wetter überquerten wir in Svinesund die Grenze zu Schweden über einen der vielen Fjorde mit den unglaublich schönen Namen, die wir uns nicht merken konnten. Von Svinesund ging es dann rasant weiter, Richtung Strömstad, Vik, Overblog, Grebbestad und Bovallstrand nach Lysekil.

Grebbestad ist eines der populärsten Seebäder an der Westküste von Schweden. Einige Kilometer südlich liegt der bekannte Tanumstrand. Weiter werden in dieser Gegend Garnelen, Krebse, Austern und Hummer gefangen. Die Haupteinnahme der Region um Grebbestad, ist heute aber hauptsächlich der Tourismus. Wir konnten bei unserer Durchfahrt vor Ort ein super Mittagessen mit vielen fangfrischen Köstlichkeiten aus dem Meer geniessen.

Auf den letzten 30 km vor unserem Tagesziel, dem Fischerdorf Lysekil, setzte leider wieder Regen ein. Zeitweise blies auch ein heftiger Wind, was die Fahrt doch etwas unangenehm machte. Nach gut 6 Stunde Fahrzeit, erreichten wir gegen 16.30 Uhr unser Hotel in Lysekil.

Bevor wir unsere Zimmer bezogen, mussten die Fahrräder gereinigt werden, denn stellenweise waren wir auf Naturstrassen (Mergelbelägen) unterwegs. Nebst der Reinigungsarbeit standen uns auch noch weitere Aufgaben bevor, denn im Hotel mussten wir für einmal sogar die Bettwäsche selber anziehen.

In der Nacht regnete es in Strömen und weil ein Fenster die ganze Nacht hindurch offenblieb, stand danach in einem unserer Zimmer ein Grossteil unter Wasser. Ein Bett hielt den Strapazen nicht stand und fiel in sich zusammen. Warum, blieb bis heute ungeklärt.

Lysekil, das Ziel unserer 2. Etappe wurde um 1570 erstmals erwähnt, als Fischerdorf, welches im 18. Jahrhundert einen Aufschwung erlebte. Dank dem Markt und einer Kuranstalt, entwickelte sich das Fischerdorf zur Stadt und zu einem gut besuchten Badeort. Heute ist Lysekil ein wichtiger Fremdenverkehrsort an der schwedischen Westküste.

Spezielle Vorkommnisse hatten wir bis auf einen platten Reifen auch auf unserer 2. Etappe keine. Schade ist, dass das Wetter nicht ganz optimal ist, doch wir hoffen auf Morgen.

3. Etappe – Montag, 11. Juli 2016

Nach einer stürmischen Nacht mit viel Regen, starteten wir in Lysekil mit einer kurzen Fährenfahrt nach Fiskebäckskil. Leider begann bereits auf der Fähre wieder zu regnen, und es blieb für gut drei Stunden sehr nass.
Die Weiterfahrt führte uns quer über diverse kleine Inseln und Fjorde, die mit Fähren oder über Brücken verbunden waren. Wir radelten über Nösund, Stenungsund, Kungälv, quer durch Göteborg und zu guter Letzt nach Mölndal.
Es war eine kurze Etappe mit lediglich 143 km und gut 900 Hm. Wie schade, dass das nasse, stürmische und kühle Wetter den Genuss dieser atemberaubend schönen Gegend etwas trübte! Als wir das Hotel erreichten, mussten wir einige Zeit in die Pflege unserer Velos investieren.

Die Region rund um Stenungsund, welche ungefähr 50 km nördlich von Göteborg liegt, ist geprägt von vielen Inseln und auch bekannt für den Segelsport.
Göteborg ist die zweitgrösste Stadt Schwedens. Die Universitätsstadt liegt an der Westküste beiderseits des Flusses Göta älv. Schon in der Steinzeit bestand an der Flussmündung eine Siedlung.
Mölndal das Tagesziel unserer heutigen Etappe und gehört zum Ballungsraum von Göteborg. Mölndal ist eine stark industriell geprägte Stadt, welche sich dank der Wasserkraft des Flusses Mölndalsån schnell von einem kleinen Mühlendorf zu einem Industriestandort entwickelte.

4. Etappe – Dienstag, 12. Juli 2016

Die vierte Etappe unserer Reise führte uns von Mölndal nach Halmstad. Eine klassische Flachetappe entlang der Küste, mit 164 km und 850 Hm.

Bei leichtem Regen ging es am Morgen entlang der Küste Richtung Kungsbacka, welches bis 1645 noch zu Dänemark gehörte. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Ortschaft durch einen Brand komplett zerstört und wieder neu aufgebaut. Ab dem 20. Jahrhundert entstanden in der Region einige Villengegenden, welche zum „Speckgürtel von Göteborg gehören. Weiter ging es nach Varberg. Dort befindet sich das grösste Kernkraftwerk von Schweden.

Falkenberg, unsere nächste Station, liegt an der Mündung des Flusses Ätran. Falkenberg wurde erstmals Ende des 13. Jahrhunderts schriftlich erwähnt.

Schnell ging unsere Fahrt weiter Richtung Halmstad, immer entlang der wunderschönen Westküste unserem heutigen Etappenziel entgegen. Leider machte auch heute das Wetter nicht immer mit, und wir hatten ab und zu mit Regen und Wind zu kämpfen.

Halmstad, unser Tagesziel, liegt auf halbem Weg zwischen Malmö und Göteborg, an der Mündung des Flusses Nissan. Weiter zu erwähnen wäre da noch der Badeort Tylösand, der etwas ausserhalb von Halmstad liegt und bekannt ist für seinen kilometerlangen Sandstrand und den mondänen Villen.

Auf unserer vierten Etappe hatten wir einen richtigen Wettermix mit Regen, Wind und Sonnenschein, bei Temperaturen um die 17 °C. Bevor wir die Zimmer bezogen, mussten wir erneut unsere Räder pflegen, denn auf mehreren Streckenabschnitten mussten einige Meter auf Naturstrassen, Mergelbelägen oder gar Kopfsteinpflaster bewältigt werden. Dank gutem Material blieben alle Räder trotz Strapazen von Pannen verschont.

5. Etappe – Mittwoch, 13. Juli 2016

Am fünften Tag unserer Fernfahrt ging es mehr oder weniger flach weiter entlang der wunderschönen Westküste von Schweden in Richtung Dänemark. Von Halmstad über Ängelholm, Helsingborg, Helsingör und Kopenhagen nach Ishøj, Auf dieser ersten Etappe ohne Regen fuhren wir 162 km und bewältigten 760 Hm.Es war auch etwas wärmer, nur der Wind der wollte sich nicht verziehen.

Bei guten Bedingungen fuhren wir unsere letzten Kilometer in Schweden bis zur sehenswerten Stadt Helsingborg. Hier wartete bereits eine Fähre auf uns, um uns nach Dänemark zu bringen. Helsingborg, ursprünglich eine dänische Stadt, ist eine der ältesten Städte im heutigen Schweden und war wegen seiner strategisch günstigen Lage am Öresund immer wieder umkämpft.

Nach unserer Ankunft in Dänemark, in Helsingør, zog es uns im Eilzugstempo nach Kopenhagen, wo wir das Wahrzeichen der Stadt natürlich auf keinen Fall verpassen durften. Ja, vor lauter Menschenmengen hätten wir die weltweit bekannte Meerjungfrau kaum gesehen, doch zu guter Letzt waren alle überaus angetan, dass wir die Skulptur besichtigen konnten. Nach diesen unvergesslichen Eindrücken, ging es dann weiter ins Hotel nach Ishøj, welches etwas ausserhalb von Kopenhagen liegt.

Kopenhagen, die dänische Hauptstadt, gehört zu der bekanntesten Metropole Nordeuropas und ist eine wunderschöne Hafenstadt. In und um Kopenhagen leben ungefähr 1.3 Mio. Menschen. Die Stadt hat sehr viel zu bieten, und war unter anderem 1996 die Kulturhauptstadt Europas. Die dänische Hauptstadt gilt als sehr teuer. Die Lebensunterhaltungskosten gehören zu den höchsten in ganz Europa. Schön ist, dass in Kopenhagen der Radverkehr einen wichtigen Stellenwert hat. In nahezu jeder wichtigen Strasse gibt es einen Radweg oder Radstreifen. Generell kann man sagen, dass im Norden die Radwege sehr gut sind, und der Velofahrer auch immer Vortritt geniesst.

Der fünfte Tag war in jeder Beziehung ein gelungener Tag, obwohl wir zur Abwechslung einen platten Reifen hatten, die Telefone nicht funktionieren, und wir befürchteten, dass wir unser Begleitfahrzeug verloren haben. Schwierig war heute einzig das Nachtessen, denn wir fanden kaum ein Restaurant in der Nähe des Hotels. Zum Glück hatten wir ja noch ein Auto dabei. Zu erwähnen wäre noch, dass wir heute zum ersten Mal mit unseren Velos im Zimmer schlafen konnten, was kein Problem war, denn die Zimmer waren echt gross.

6. Etappe – Donnerstag, 14. Juli 2016

Von Dänemark ging es heute bereits über die Grenze nach Deutschland. Mit 208 km war dies die längste Etappe unserer Reise, davon jedoch ungefähr 45 km mit der Fähre übers Meer, sodass den Gümmeler doch nur gut 160 km weit radeln mussten.

Angesagt war eine Flachetappe von A – Z, oder besser gesagt von Ishøj nach Rostock. Wir fuhren via Køge, Faxe, Masnedø, Nykøbing Falster bis nach Gedser, wo wir auf die Fähre mussten.

Am Morgen ging es der Küste entlang bis nach Køge. Keine andere dänische Stadt kann so viele gut erhaltene Fachwerkbauten aus dem Mittelalter vorweisen wie Køge.

Weiter gings nach Faxe, eine Stadt die man auch bereits seit 1280 kennt. Das älteste Gebäude, die Kirche, wurde 1440 erbaut. Von Faxe gings weiter nach Vordingborg und Nykøbing Falster, eine Hafenstadt an der Westküste. Bis nach Gedser war es nun nicht mehr sehr weit und schon bald hatten wir Dänemark wieder verlassen.

Gedser ist ein wichtiger Fährenhafen für den Verkehr über die Ostsee zwischen Deutschland und Skandinavien. Die Fahrt mit der Fähre war ein schönes Erlebnis, und wir konnten uns bereits vor dem Ruhetag in Rostock etwas ausruhen.

Eine Besonderheit muss an dieser Stelle noch erwähnt werden, denn heute hatten wir über eine Strecke von ~ 12 – 15 km eine Lok, oder genauer gesagt einen Traktor, welcher uns im rasanten Tempo von konstant 40 – 42 km/h durch die Gegend zog. Ja, es war spannend aber auch nicht ungefährlich.

Gegen 17.00 Uhr erreichten wir unser Hotel in Rostock. Da Hans mit dem Auto eine spätere Fähre nehmen musste, hatten wir genügend Zeit auf unseren bestehenden Ruhetag anzustossen.

Beinahe die Hälfte der Reise liegt hinter uns. Alles ist gut gelaufen. Die Stimmung ist perfekt und unser Material hält und auch die Wettervorhersage sieht gut aus.

Ruhetag – Freitag, 15. Juli 2016

Rostock liegt im Landesteil Mecklenburg und hat rund 200‘000 Einwohner. Die Stadt zieht sich etwa 20 Kilometer am Lauf des Flusses Warnov bis zur Ostsee. Im Stadtteil Warnemünde liegt der grösste Kreuzfahrthafen Deutschlands. Trotz aller Zerstörungen, die vor allem den Stadtbrand von 1677 und die Bombardierungen des 2. Weltkrieges verursachten, verfügt Rostock über einen reichen Altbaubestand und einen relativ geschlossenen historischen Stadtkern.

Nebst vielen weiteren Attraktionen, welche die Stadt zu bieten hat, muss noch erwähnt werden, dass der elfte deutsche Bundespräsident, Joachim Gauck in Rostock geboren wurde.

Am Morgen war zuerst Wäsche angesagt. Es kam einiges zusammen, doch bis am Mittag war alles erledigt. So konnten wir am Nachmittag eine Hafenrundfahrt geniessen, welche sehr interessant war. Anschliessend machten wir individuell noch einen Stadtbummel, bevor wir in einem alten Gewölbekeller ein gutes Nachtessen geniessen durften.

Der Ruhetag hatte wohl allen etwas zugesetzt, denn um 21.30 Uhr war weit und breit kein Mensch mehr vom Veloclub auf der Gasse oder bei einem Bier anzutreffen. Also ging auch ich auf mein Zimmer und bereitete mich auf die zweite Hälfte unserer Reise vor.

7. Etappe – Samstag, 16. Juli 2016

Gut erholt starteten wir nach der Pause in die zweite Woche unserer Reise und fuhren über 166 Kilometer und 800 Höhenmeter durch die sehr flache, geschichtsträchtige Gegend Mecklenburg-Vorpommerns ins Bundesland Brandenburg.

Wir radelten zuerst Richtung Güstrow, bekannt als historische Residenzstadt, und auch für sein Schloss. Die im Jahr 1236 gegründete Domschule Güstrow ist eine der ältesten Schulen im deutschen Sprachraum. Unser nächster Zwischenhalt, das Heilbad Waren liegt an der Müritz, dem grössten, vollständig in Deutschland liegenden Binnensee mit einer Fläche von 117 km². Unser Tagesziel Wittstock/Dosse erreichten wir nach einer herrlichen Fahrt durch diese geschichtlich stark geprägte Region.

Wittstock entstand aus einer slawischen Siedlung und wurde 946 in der Stiftungsurkunde für das Bistum Havelberg erstmals erwähnt und ist eine der ältesten Städte Brandenburgs.

Ein weiterer Tag waren wir ohne Regen unterwegs. Pannen hatten wir auch heute keine, nur einem Schleicher, welcher am Abend beim Bier geflickt wurde. Die Unterkunft, zwischen nichts und gar nichts war etwas gewöhnungsbedürftig, doch für eine Nacht ging auch dies.

8. Etappe – Sonntag, 17. Juli 2016

Wittstock/Dosse, Havelberg, Tangermünde, Barleben, Magdeburg. Nach wie vor keine Berge in Sicht. Heute 560 Hm und 184 km. Alles flach, doch die Gegend ist von A – Z sehr geschichtsträchtig.

Der Start am Morgen war noch trocken, doch Regen war angesagt. Und so kam es, dass wir die ersten 100 km der 8. Etappe in zeitweise heftigem Regen zu bewältigen hatten. Auch heute durften wir wieder einmal eine Fähre benutzen, und zwar eine Gierseilfähre, die einzig mittels der Flussströmung betrieben wird.

Weiter hatten wir heute eine sehr lange Strecke mit grobem Kopfsteinpflaster. Nicht fahrbar mit Rennvelos, und der Randstreifen mit Mergel und Sand bei Regen war auch keine gute Option, doch schlussendlich ging alles gut. Wir sahen zwar aus wie Querfeldeinfahrer und auch unsere Velos hatten etwas gelitten.

Havelberg ist die erste grösste Ortschaft des heutigen Tages, und liegt am äussersten Nordosten von Sachsen-Anhalt, Tangermünde liegt am linken Ufer der Elbe direkt an der Mündung des Tangers in die Elbe. Die Stadt lebt heute von Tourismus, der Lebensmittelindustrie und den Maschinen und Schiffsbau. Tangerhütte, Rogätz und Loitsche sind die nächsten Ziele bevor wir in Magdeburg eintreffen.

Doch zu erwähnen wäre noch Zielitz in der Nähe von Loitsche. Dort konnten wir einen Blick auf die höchste Erhebung zwischen Magdeburg und der Ostsee werfen, den ca. 200 Meter hohen Aushubberg «Kalimandscharo». Das Kaliwerk in Zielitz beschäftigt rund 1‘800 Mitarbeiter, und fördert pro Jahr ca. 12 Mio. Tonnen Rohsalz.

Magdeburg ist die Hauptstadt von Sachsen-Anhalt. Die Stadt am Schnittpunkt von Elbe, Elbe-Havel und Mittelandkanal besitzt einen bedeutenden Binnenhafen und ist ein Industrie- und Handelszentrum.

9. Etappe – Montag, 18. Juli 2016

Magdeburg – Gotha, die effektiv längste Etappe unserer Tour: 196 km und zur Abwechslung 1‘800Höhenmeter.

Heute starteten wir etwas früher, denn es stand viel auf dem Programm. Der erste Tageshöhepunkt war die Besichtigung der alten Stadt Quedlinburg, die auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes steht. Nebst der historischen Altstadt mit den vielen Fachwerkbauten hat sie noch viele weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die Zeit reichte nicht aus, und wir machten uns auf den Weg Richtung Blankenburg (Harz), Nordhausen, der Stadt am Südrand des Harzes und im Nordwesten der goldenen Aue.

Die Musik- und Bergstadt Sonderhausen liegt im Norden des Bundeslandes Thüringen. Als Bergbaustadt besitzt Sonderhausen das älteste und tiefste noch befahrene Kalibergwerk der Welt, welches touristisch erschlossen ist.

Mit sehr vielen Eindrücken erreichten wir Gotha, die fünftgrösste Stadt des Freistaats Thüringen. Den ganzen Tag hindurch fuhren wir durch sehr grosse Gebiete mit Getreidefeldern, Kartoffelfeldern und Hanfplantagen. Das Wetter meinte es gut mit uns, es war angenehm warm, und der Wind machte uns nicht allzu sehr zu schaffen.

10. Etappe – Dienstag, 19. Juli 2016

Gotha – Lohr am Main

Unser heutiges Ziel war 186 km entfernt, und es hatte zur Abwechslung sogar ein paar Hügel auf dem Weg. Insgesamt kamen 1840 Höhenmeter zusammen. Bei idealen, fast heissen Bedingungen fuhren wir los in Richtung Meiningen im fränkischen geprägten Süden Thüringens. Meiningen liegt an der Wera und besitzt im Stadtzentrum noch zahlreiche klassizistische Bauwerke.

Weiter ging es nach Bad Neustadt an der Saale, das bereits in Bayern liegt. Die nächsten Ziele waren Bad Kissingen und danach Hammelburg eine Kleinstadt im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen.

Lohr am Main erreichten wir wie die Tage zuvor in geschlossener Formation. Die Stadt Lohr am Main ist seit dem 8. Jahrhundert besiedelt, und es hat nach wie vor viele historische Bauten in der Stadt.

Raus aus der DDR! Zwischen Henneberg und Jüchsen, auf einer schönen Landstrasse verliessen wir die ehemalige DDR. An der Grenze steht nach wie vor ein einsamer Wachturm zu sehen, welcher als Merkmal gilt. Ja, heute ist es nicht mehr vorstellbar, wie es damals war, als die ganze Grenze noch bewacht war.

11. Etappe – Mittwoch, 20. Juli 2016

Lohr am Main – Besigheim: 184 km und 1000 Hm

Die heutige, sommerlich heisse Etappe führte uns über Wertheim, Neckarsulm nach Besigheim, das bereits im Bundesland Baden-Württemberg liegt. Nach Mosbach und Neckarsulm durchquerten wir Heilbronn und erreichten am frühen Abend die Kleinstadt Besigheim, etwa 25 km nördlich von Stuttgart. Besigheim bietet eines der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtbilder in Süddeutschland.

Es war ein schönes Teilstück mit der Ausnahme Heilbronn, da hatte es einfach zu viel Verkehr. Etwa 75 km unserer Strecke führten uns dem Main und weitere 25 km dem Neckar entlang.

12. Etappe – Donnerstag, 21. Juli 2016

Besigheim – Geisingen: Die zweitletzte Etappe mit den meisten Höhenmetern der ganzen Tour: 186 km und 2‘150 Hm

Nach so vielen flachen Etappen freuten wir uns wieder einmal ein paar Hügelzüge zu sehen. Unser erstes Ziel war Weil, eine Stadt, 23 km westlich von Stuttgart. Weiter ging es nach Haigerloch im Tal der Eyach, einem steilen Muschelkalktal.
Rottweil, unser nächster Stopp liegt in etwa auf halbem Weg zwischen Stuttgart und dem Bodensee. Im Jahr 1463 schloss sich Rottweil im Rahmen eines befristeten Bündnisses der Schweizerischen Eidgenossenschaft an, und 1476 kämpften die Rottweiler in der Schlacht bei Murten gegen Karl den Kühnen.
Rottweil hat neustens noch ein weiteres Wahrzeichen erhalten. Es ist dies ein hochmoderner Aufzugsstellturm der Thyssenkrupp-Gruppe. Der Turm ist 246 m hoch und hat auf 232 Meter die höchste öffentliche Besucherplattform Deutschlands.

In Geisingen verbrachten wir dann die letzte Nacht auf unserer Fahrt.

Geisingen liegt an der Donau in 660 – 900 Meter über Meer. Die alemannische Siedlung wurde erstmals im Jahr 764 in einer Schenkungsurkunde des Klosters St. Gallen erwähnt.

Den gemeinsamen Abschlussabend genossen wir mit musikalischer Unterhaltung und schauten etwas länger zu unsrem Wohle.

13. Etappe – Freitag, 22. Juli 2016

Geisingen – Sins 122 km und 1‘312 Hm

Jetzt ging es über Thayngen – Schaffhausen – Baden – Bremgarten – im Eiltempo der Heimat entgegen.

Am Freitagnachmittag, 22. Juli 2016 konnten die sieben glückliche Velofahrer und ihr Begleiter auf dem Gemeindehausplatz in Sins eine eindrückliche Tour abschliessen.

Die Radfernfahrt von Oslo nach Sins führte uns in 14 Tagen über 2`200 km und 14`800 Höhenmeter durch fünf verschiedene Länder. Bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 25 km/h wurden während knapp 90 Stunden 262‘365 Pedalumdrehungen gemacht und dabei ca. 45`000 Kalorien verbrannt. Die Temperaturen waren mehrheitlich kühl bis angenehm und zwei Mal sogar heiss. Die Strassen waren mit ein paar Ausnahmen (Grosspflastersteinbelag, Naturstrassen, Mergelwege, Verbundsteinbeläge und Feldwege) sehr gut. Speziell zu erwähnen sind die unglaublich guten Radwege im Norden.

Das Glück war uns auf der ganzen Tour hold. Wir hatten nicht einen Zwischenfall, keinen Unfall und keine Panne und wir fuhren gemeinsam rund 15‘400 Velokilometer und beinahe 4‘000 Autokilometer. Wir waren eine super Truppe und die Stimmung war immer 1A, auch wenn der Regen und der Wind etwas gegen uns war.

Allen Teilnehmern möchte ich für die Superleistung gratulieren und für die tolle Teamleistung danken!

Ein besonderer Dank gilt unserem Begleiter Hans Schwendener, der im Auto mit uns unterwegs war und uns mit reichhaltigen Zwischenverpflegungen verwöhnte und unser Gepäck mittransportierte.

An dieser Stelle möchten wir auch Tony Rominger (Hürzeler Bicycle Holidays) und Sepp Kunz danken, die uns sehr grosszügig ihre Routen für den grösseren Teil unserer Reise zur Verfügung stellten.

Geplant und organisiert wurde die Reise von «uschön», ihrem Spezialisten für längere Rennradtouren.

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Gelesen 4507 mal Letzte Änderung am Montag, 29 August 2016 20:15
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